Spreche ich in der Praxis vom Blutegel, höre ich meistens dasselbe: glitschig, schwarz, blutrünstig, einfach eklig.
Das ist die häufigste Reaktion, wenn man mit Blutegeln konfrontiert wird.
Aber, wie es so oft ist bei Vorurteilen: sie sind so nicht ganz richtig!
Blutegel sind farbig, elegante Schwimmer, ungefährlich und gar nicht eklig.
Und sie können helfen - so gut, dass seit vielen Jahrtausenden Menschen und Tiere sich ihre Heilkünste zu Nutze machen!
Seit einigen Jahren kehrt dieses Bewusstsein auch beim Menschen zurück, dass Blutegel bei manchen Beschwerden sehr wirkungsvoll und nahezu frei von Nebenwirkungen helfen
können.
Vom Menschen kennen wir als Nebenwirkungen leichten Juckreiz und Rötung der Haut an der Bissstelle, Tiere dagegen scheint der Blutegelbiss nicht einmal zu jucken - im wahrsten Sinne des
Wortes.
Insgesamt steht uns mit dem Blutegel ein extrem verträgliches Mittel mit nachgewiesener und lang anhaltender Wirkung zur Verfügung.
Die Blutegeltherapie ist inzwischen auch Inhalt der moderner Forschung geworden, die längst belegt hat, dass die Heilwirkung dieser Therapie nicht auf mittelalterlichem Aberglauben beruht.
Es wurde eine ganze Reihe von Wirksubstanzen und deren Wirkmechanismen im Blutegelspeichel nachgewiesen und aufgeklärt.
Einer dieser Blutegel-Wirkstoffe, das Hirudin, ist ein weltweit anerkanntes Arzneimittel, das bei verschiedenen Blutgerinnungsstörungen, u.a. bei Herzinfarkt, Verwendung findet.
Übrigens lassen sich Pferde, aber auch andere Tiere wie Hunde, Katzen usw. nicht vom Blutegel irritieren, wehren sich auch nicht gegen den Biss oder versuchen, den kleinen Wurm wieder los zu
werden. Sie wissen einfach instinktiv um die Heilkraft. Und selbst wenn sie mal nicht helfen: schaden tun sie jedenfalls nicht.
Wissenschaft und Pharmaindustrie haben seit langem erkannt, welch komplexen und wunderbaren Wirkstoffcocktail die Evolution mit dem Blutegelspeichel hervorgebracht hat, der in geradezu
"genialer" Weise in die komplizierte Gerinnungskaskade des Blutes eingreifen, Thromben auflösen, Durchblutung und Lymphfluss förderen und eine entzündungshemmende sowie schmerzreduzierende
Wirkung aufweisen kann.
Daraus ergibt sich ein breiter Indikationsbereich, z.B.:
Arthrose (z.B. Knie oder Daumen); Arthritis
Varikosis (Krampfadern)
Tinnitus
Thrombosen
Hypertonie
Sehnen-/Sehnenscheidenentzündungen (Tennis-, Golfarm)
Thrombophlebitis
Was passiert bei einer Behandlung mit Blutegel ?
Zunächst einmal: Der Biss eines Blutegels ist nicht schmerzhaft.
Dies ist eigentlich verständlich, weil Egel in der freien Natur kein Interesse daran haben, unangenehm bemerkt zu werden. Ob zur Schmerzlinderung ein Anästhetikum im Speichel enthalten ist,
ist umstritten.
Der Biss wird ähnlich wie "Brennesselstiche", "Mückenstiche", "ein leichtes Ziehen" oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben.
3 sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen schneiden sich vorsichtig durch die Haut um an ihr Ziel, das Blut, zu gelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen,
durch die der Blutegelspeichel abgegeben wird.
Im Verlauf der Behandlung ist evtl. ein leichtes Jucken,ähnlich wie bei einem Mückenstich, zu spüren. Das geht auf histaminähnliche Substanzen zurück.
Der Speichel enthält u.a. folgende bisher identifizierte Substanzen:
---> Hirudin = gehört zu den Wirkstoffen des Blutegels, die als eigenständiges Arzneimittel in der Medizin eingesetzt werden. Hirudin hemmt die Blutgerinnung.
---> Calin hemmt ebenfalls die Blutgerinnung und bewirkt im Anschluss an das "schnelle" Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten.
---> Egline und Bdelline wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Zum Schluß möchte ich trotz der vielen positiven Eigenschaften darauf hin weisen , dass diese Jahrzehnte lang erprobte Therapie wissenschaftlich nicht anerkannt ist.